Elektrophysiologie

Dr. med. Dirk Müller, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (Foto: Antje Schimanke)

Ansprechpartner

Dr. med. Dirk Müller
Spezialist für Elektrophysiologie

Kardiologische Gemeinschaftspraxis
Ärztehaus am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide gGmbH

0471 309 609 0

0471 309 609 99

epu@klinikum-bremerhaven.de

Seit dem 01. Juli 2017 wird die Kardiologische Gemeinschaftspraxis – Herzkatheterlabor am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide durch den neuen niedergelassenen Kardiologen Dr. Dirk Müller (Elektrophysiologe) unterstützt. Aufgrund seiner spezifischen Ausbildung können hier nun erstmals Elektrophysiologische Untersuchungen (EPU) durchgeführt werden.

Es handelt sich hierbei um eine spezielle Herzkatheteruntersuchung bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Die Elektrophysiologischen Untersuchungen ermöglichen es, die Entstehungsursache von Herzrhythmusstörungen herzuleiten, um dann mit den Ergebnissen einen passenden Therapieplan zu erstellen.


Vorteile der elektrophysiologischen Untersuchung

Medikamentös kann man Herzrhythmusstörungen immer nur unsicher behandeln. Gerade Antiarrhythmika haben zum Teil erhebliche Nebenwirkungen. Die Ablation ist eine kausale Therapie mit hohen Erfolgsaussichten. Gerade Vorhofflattern, AV-Tachykardien werden geheilt und haben ein sehr geringes Risiko des Rezidivs.


Spektrum der Ablationen

  • Vorhofflimmern
  • Vorhofflattern
  • AV-Knoten-Tachykardie
  • WPW
  • AV-Tachykardie
  • Kammertachykardien (intra-, epikardial)
Logo der kardiologischen Gemeinschaftspraxis Bremerhaven

Kardiologische Gemeinschaftspraxis

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Postbrookstraße 105
27574 Bremerhaven

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Öffnungszeiten

Montag bis Freitag von 07:45 Uhr bis 17:00 Uhr

Anerkennung der Klinik für Kardiologie als „Stätte der Zusatzqualifikation“

Die Klinik für Kardiologie des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide (KBR) ist von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e.V. (DGK) als Stätte der Zusatzqualifikation für Spezielle Rhythmologie, Teilbereiche invasive Elektrophysiologie und aktive Herzrhythmusimplantateanerkannt worden. Damit bestätigt die DGK der Kardiologie am KBR besondere Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten im Bereich der speziellen Rhythmologie, die sich an die Anforderungen der European Heart Rhythm Association (EHRA) anlehnen.

Siegel der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als Stätte der Zusatzqualifikation zum Thema Spezielle Rhythmologie
Zertifikat als Stätte der Zusatzqualifikation Spezielle Rhythmologie für die Kardiologie am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide

Herzrhythmus

Grundlagen

Das Herz ist der Motor des Blutkreislaufs. Es handelt sich um einen Hohlmuskel, der vier Kammern enthält, zwei Vorhöfe (rechts und links) und zwei Kammern (rechts und links).

Im normalen Zustand beträgt die Herzschlagfolge etwa 60 bis 100 Schläge in der Minute. Der Herzrhythmus wird durch den Sinusknoten erzeugt. Jeweils ein Impuls des Sinusknotens führt zu einem Schlag der Vorhöfe. Die normale und einzige elektrische Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammer wird durch den AV-Knoten gebildet. Jeweils eine Aktion der Vorhöfe führt zu einer darauf folgen Kontraktion der Kammern. Die Kammerkontraktion wird als Pulswelle wahrgenommen.

Bradykardie

Das Absinken der Herzfrequenz unter 60 Schläge in der Minute bezeichnet man als Bradykardie. Ursachen dafür können harmlos sein. Sportler beispielsweise haben häufig eine Bradykardie, die an sich harmlos ist.

Symptome einer ungesunden Bradykardie können Müdigkeit, Schwindel, Luftnot oder Schwäche sein. In extremen Fällen kann es sogar zu einer Bewusstlosigkeit kommen.

Ursachen einer symptomatischen Bradykardie kann einerseits darin liegen, dass der Sinusknoten verlangsamt Impulse bildet und/oder fehlende Reaktion auf körperliche Anstrengung zeigt. Andererseits kann auch die Überleitung auf die Herzkammern gestört sein, so dass nur jede 2., 3. oder sogar gar keine Vorhofimpulse auf die Kammer übergeleitet werden.

Symptomatische Bradykardien können durch die Implantation eines Herzschrittmachers behandelt werden.

Tachykardie

Herzfrequenzen über 100 Schläge pro Minute werden als Tachykardie bezeichnet. Normale und harmlose Ursache kann körperliche Anstrengung oder psychische Anspannung sein.

Aus heiterem Himmel und anfallsweise auftretende Tachykardien können unterschiedliche Ursachen haben. Die genaue Ursache sollte mittels EKG, Langzeit-EKG oder Ereignisrekorder ermittelt werden. In Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Mechanismus der Tachykardie bestehen spezifische Optionen einer Behandlung.

Arrhythmien

Vorhofflattern

Bei Vorhofflattern kommt es zu einer kreisenden Erregung im rechten Vorhof. Der Weg der Erregung „kreist“ gegen den Uhrzeigersinn. Diese automatische Erregung hat eine Vorhoffrequenz von etwa 250 Schlägen pro Minute zur Folge. Die Herzkammern werden in der Regel bei jeder zweiten oder dritten Flatterwelle erregt. Die resultierende Kammerfrequenz liegt somit bei etwa 125 (bei 2:1) oder bei etwa 80 (bei 3:1) Schlägen pro Minute.

Der Weg des Vorhofflatterns ist immer gleich. Eine kritische Stelle ist der Weg zwischen unterer Hohlvene und Trikuspidalklappe. Die definitive Behandlung des Vorhofflatterns besteht darin, dass an diesem Bereich, dem sogenannten  cavotricuspidalen Isthmus, eine Verödung erfolgt. Dadurch ist der Weg versperrt und die Arrhythmie stoppt spontan.

Die Erfolgsaussichten einer solchen Behandlung sind sehr gut, größer als 95%, das Risiko eines erneuten Auftretens legt bei unter 10%.

AV-Knoten Reentrytachykardie

Bei den meisten Menschen besteht die Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammern aus einer einzigen Struktur, dem sogenannten AV-Knoten. Bei einigen Menschen, häufiger bei Frauen als Männern, ist diese Struktur doppelt angelegt. Diese Eigenschaft ist angeboren. Gleichzeitig stellt diese Form die häufigste angeborene Arrhythmie dar.

Unter bestimmten Bedingungen kommt es zu kreisender Erregung in diesen doppelten Leitungsbahnen. Bei jeder Runde dieser kreisenden Erregung werden annähernd gleichzeitig die Vorhöfe und Kammern erregt. Das Herz schlägt plötzlich mit einer Frequenz zwischen 160 und 200 Schlägen pro Minute. Es wird ein unangenehmes Pochen im Hals wahrgenommen.

Die Arrhythmie kann in einigen Fällen durch Trinken kalten Wassers oder durch Bauchpresse beendet werden. Nicht selten besteht im Anschluss Harndrang.

Die Behandlung der AV-Knoten Reentrytachykardie besteht im Aufsuchen und Veröden der zusätzlich angelegten Leitungsbahn. Die Erfolgsaussichten einer solchen Prozedur liegen bei über 95%. Das Risiko, dass auch die notwendige Leitungsbahn beschädigt wird liegt bei unter 1%.

AV-Tachykardie / WPW-Syndrom

Unter normalen Umständen ist der AV-Knoten die einzige Verbindung zwischen Vorhöfen und  Kammern. Bei einigen Menschen besteht von Geburt an eine weitere Faser, die ebenfalls eine elektrische Leitung bildet. Je nach Eigenschaften dieser Bahn kann ausschließlich vorwärts, rückwärts oder in beide Richtungen geleitet werden. Die Lokalisation einer solchen Bahn kann überall im Bereich der Herzklappen liegen.

Durch das Vorliegen zweier Leitungsbahnen kann es zu einer kreisenden Erregung über diese beiden Bahnen kommen. Die Kammern werden in diesem Fall vorwärts und die Vorhöfe, zeitlich abgesetzt, rückwärts aktiviert.

Die Behandlung der AV-Tachykardie und des WPW-Syndroms besteht in einer Katheteruntersuchung bei der die zusätzliche Leitungsfaser aufgesucht und verödet wird. Je nach Lokalisation bestehen Erfolgsaussichten von über 95%. Nach einer erfolgreichen Verödung besteht ein Risiko von unter 5% für ein erneutes Auftreten.

Vorhofflimmern

Die häufigste Arrhythmie in der Bevölkerung ist Vorhofflimmern. Man schätzt, dass etwa 6,5 Millionen Menschen in der EU unter dieser Herzrhythmusstörung leiden. Vorhofflimmern ist keine Lebensbedrohende Arrhythmie. Allerdings ist die Erkrankung mit einigen Risiken verbunden.

Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden kann, abhängig von Risikofaktoren, bis zu 7-fach erhöht sein. Es besteht ein 2 bis 3-fach erhöhtes Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln. Vorhofflimmern neigt dazu, chronisch zu werden.

Bei Vorhofflimmern fibrillieren die Vorhöfe mit einer Frequenz von über 400 Schlägen pro Minute. Eine solche Frequenz der Herzkammern könnte nicht überlebt werden. Das Herz hat allerdings einen „Schutzfilter“. Der AV-Knoten lässt nicht jede Flimmerwelle der Vorhöfe auf die Kammern durch, sondern nur jede 5. oder 6. Der Resultierende Pulsschlag ist in der Folge unregelmäßig und häufig schneller als das bei Sinusrhythmus der Fall wäre. Die hohe Frequenz der Vorhöfe kann man nicht spüren. Die unregelmäßige Herzschlagfolge allerdings schon und gerade dies wird als besonders unangenehm empfunden.

Je nach Art des Vorhofflimmerns werden diese unterschiedlich bezeichnet:

  • Paroxysmales Vorhofflimmern. Das Vorhofflimmern tritt spontan auf und endet in den meisten Fällen von alleine oder nach Gabe spezifischer Medikamente.
  • Persistierendes Vorhofflimmern. Einmal aufgetreten, endet das Vorhofflimmern nicht von alleine. Es muss ein Übergang in den Sinusrhythmus künstlich, durch eine sogenannte Kardioversion, erzeugt werden.
  • Chronisches Vorhofflimmern. Die Symptome und das Bild im EKG entsprechen dem persistierenden Vorhofflimmern. Allerdings hat der betreuende Arzt in Abstimmung mit dem Patienten entschieden, dass keine Versuche einer Rhythmisierung unternommen werden.