Stillberatung der Neonatologie

Frühchen mit Beatmungsschlauch in der Nase trinkt an der Brust seiner Mutter

Ansprechperson

Sandra Vogelsänger
Stillspezialistin® IBCLC, EFNB®, Kinderkrankenschwester

0471 299-2331
erreichbar dienstags 13:00-15:30 Uhr (ab April)

sandra.vogelsaenger@klinikum-bremerhaven.de

Muttermilch macht's

Liebe und Vertrauen durch Körperkontakt zu erlangen ist die Grundlage einer jeden Stillbeziehung. Dabei möchten wir Sie von Anfang an und während Ihrer Stillzeit beraten, anleiten und unterstützen.

Muttermilch kostet nichts, ist immer optimal zusammengesetzt und kommt in umweltfreundlicher Verpackung.

Für die ersten sechs Lebensmonate empfehlen wir das ausschließliche Stillen und danach unter zunehmender Einführung geeigneter Beikost, solange Mutter und Kind es wünschen.

Sollte das Stillen nicht möglich oder nicht gewünscht sein, unterstützen wir Sie auch in der Ernährung Ihres Kindes mit der geeigneten Nahrung. Das Infoblatt der WHO- und UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“ gibt Ihnen erste Informationen zur Ernährung mit der Flasche.

Bedeutung des Stillens für Sie und Ihr Baby
  • Förderung der Mutter-Kind-Beziehung durch Hautkontakt
  • Stärkung Ihres Selbstbewusstseins als Eltern
  • Praktisch, zeitsparend, kostengünstig und immer richtig temperiert
  • Kindgerechte, altersentsprechende Ernährung für Ihr Kind durch kontinuierliche Anpassung der Muttermilchzusammensetzung
  • Stillhormone sorgen für die Rückbildung der Gebärmutter, vermindern dadurch den Blutverlust nach der Entbindung und wirken beruhigend auf Sie als Mutter und auf Ihr Kind
  • Vermindertes Risiko für Übergewicht, Diabetes und einige andere Erkrankungen für Mutter und Kind
  • Reduziert das Risiko einer Neugeborenengelbsucht durch frühes Anlegen
  • Stärkung des Immunsystems durch die Immunstoffe in der Muttermilch. Dadurch sind gestillte Kinder widerstandsfähiger und werden schneller wieder gesund
  • Natürliches Training der Mundmuskulatur
  • Förderung aller Sinne (tasten, riechen, hören, sehen, schmecken)
Stillen von Früh- und Neugeborenen auf unserer Station

Wir möchten Sie dabei unterstützen, Ihr Kind mit Muttermilch zu ernähren und zu stillen.

Die Stillbeziehung bei Frühgeborenen beginnt in der Regel mit Hautkontakt im Inkubator und anschließendem Känguruhen, dem direkten Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Baby. Die Säuglinge lernen die Brust beim Kuscheln kennen und tasten sich an das Stillen durch Lecken, Saugen und Erfassen der Brust heran. Da die durch das Känguruhen initiierte Oxytocin-Ausschüttung zu einer Anregung der Milchproduktion führt, trägt das Känguruhen daher entscheidend zur Initiierung und dauerhaften Etablierung des Stillens bei. Bei uns findet das Bonding direkt nach Ihrem Aufenthalt im Aufwachraum statt und das weitere Känguruhen täglich in Absprache mit der Pflegekraft und richtet sich auch nach dem Allgemeinzustand Ihres Kindes.

Stillen ist gut für Mutter und Kind! Es fördert die Beziehung zueinander und auch die Entwicklung des Kindes. Muttermilch ist die beste Ernährung gerade für ein frühgeborenes Kind, da sie nahezu vollständig auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt ist, z.B. Immunschutz und Immunmodulation, prä- und probiotische Wirkung.

Jedes Frühgeborenen entwickelt sich in seinem Tempo. Daher ist auch der Stillstart unterschiedlich, er ist abhängig von Gestationsalter, Gewicht und Allgemeinzustand. Der Weg zum ausschließlichen Stillen ist je nach Mutter und Kind individuell. Im Verlauf kann es leider auch mal zu „Rückschritten“ kommen, in denen Ihr Kind sondiert und/oder zugefüttert werden muss, lassen Sie sich davon nicht unterkriegen.

Das Abpumpen und Stillen erfordert für die gesamte Dauer, in der sich ihr Kind in stationärer Behandlung befindet, sehr großen Einsatz und viel Engagement von Ihnen. Lassen Sie sich nicht entmutigen und fordern Sie gern Unterstützung durch uns ein. Grundsätzlich können Sie sich bei Bedenken, Sorgen und Fragen immer an das stationäre Fachpersonal wenden.

Optimalerweise findet der erste Still- und Abpumpversuch in der ersten Stunde nach der Geburt statt.

Um Ihre individuelle Milchproduktion bestmöglich anzuregen, sollten Sie UNBEDINGT zwischen 8 bis 12 Mal innerhalb von 24 Stunden abpumpen. Diese Häufigkeit sorgt für eine langanhaltende und dauerhaft gute Milchbildung. Ein Mindestabstand zwischen den Abpumpvorgängen muss nicht streng eingehalten werden, Sie können sich ihre Zeit frei einteilen.

Bitte pumpen Sie mindestens einmal pro Nacht, da Ihr Körper nachts die größte Menge des milchanregenden Hormons Prolaktin bildet.

Bonding

Das Baby ist da und wird bei Mama oder Papa auf den nackten Oberkörper gelegt. Dieser erste direkte Hautkontakt, dieses erste Schnuppern und Berühren der Eltern baut Vertrauen und Geborgenheit auf. Der Fachbegriff dafür ist Bonding.

Was bedeutet Bonding:

Der Begriff „Bonding“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Verbindung“. Er beschreibt die prägende Phase der beginnenden emotionalen Beziehung zwischen Säugling und seinen Eltern. Schutz, Wärme, Liebe und Zuwendung ist das, was jedes Baby nach seiner Geburt braucht. Durch das Bonding schaffen wir eine intensive Verbindung zwischen dem Baby und seinen Eltern.

Warum ist Bonding wichtig?

Bonding hilft Vertrauen zu schaffen, es vermittelt zudem ein Gefühl der Sicherheit. Die Eltern lernen durch Bonding, wie sie mit ihrer neuen Rolle als Mutter oder Vater umgehen können.

Was unterstützt das Bonding?

Eine Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen ist gar nicht so schwer, durch das Bonding erhält das Baby Vertrauen aus der Nähe, aus dem Herzschlag, aus dem Geruch und aus der Wärme des jeweiligen Elternteils.

Vorteile von Bonding:

Für die Mutter:

  • fördert die Milchbildung
  • geminderte Schmerzwahrnehmung
  • emotionale Ausgeglichenheit wird erhöht
  • verbesserte Erholung nach der Geburt

Für das Baby:

  • bessere Temperaturregulierung
  • leichteres anpassen an die Außenwelt
  • ruhigerer Schlaf
  • fördert das Urvertrauen
Känguruhen

Auf unserer neonatologischen Station bieten wir ihnen die Känguru-Methode als festen Bestandteil der entwicklungsfördernden Pflege an. Diese Methode fördert durch den intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt die Eltern-Kind-Bindung durch die Freisetzung des Hormons Oxytocin. Dieses Hormon gilt als das Schlüsselhormon der Liebe und der Entwicklung der Mutter-Kind-Bindung. Der frühzeitige Aufbau der Mutter- bzw. Eltern-Kind-Bindung ist wichtig für die psycho-soziale und emotionale Entwicklung Ihres Kindes. Alle Sinne werden positiv angeregt durch den Herzschlag, die Stimme und den Körpergeruch der Eltern.

Beim Känguruhen liegt das Kind ausschließlich mit einer Windel bekleidet auf dem nackten Oberkörper eines Elternteils und wird gut zugedeckt. Zusätzlich tragen unsere Frühgeborenen eine Mütze und Söckchen. Den Eltern wird neben dem Inkubator oder Wärmebett ein bequemer Stillstuhl aufgestellt.

Dieser intensive Hautkontakt bewirkt:

- die Milchbildung der Mutter wird gesteigert

- das Wohlbefinden des Frühgeborenen wird gefördert

- Stressreaktionen von Mutter/Eltern und Kind sinken

- die Eltern-Kind-Bindung wird gefördert

- positive Auswirkung auf das Kind:

  1. regelmäßige, tiefe Atmung
  2. ruhige Herztöne
  3. entspannter Schlaf
  4. stabile Vitalfunktionen
  5. steigende Sauerstoffsättigung

Känguruhen kann zu jeder Tages- und Nachtzeit unbegrenzt mehrmals täglich über den ganzen Krankenhausaufenthalt erfolgen. Die Dauer des Känguruhing sollte mindestens eine Stunde betragen, um die positiven Effekte sicherzustellen.

Für das langsame Anbahnen zur Brusternährung wird das Kind beim Känguruhen mit Mund- und Nasenkontakt zur Brust gelegt. So kann das Kind durch Riechen, Lecken und Schmecken ersten Kontakt zur Brust aufnehmen. Dieser Kontakt unterstützt die kindlichen Reflexe, wirkt sich positiv auf die mütterlichen Hormone zur Milchbildung aus und fördert den Bindungsprozess.

Während des Känguruhen können Sie ihr Baby streicheln, ihm vorlesen oder singen. Zur besseren Sicht auf ihr Baby bieten wir Ihnen einen Handspiegel an.

Kolostrum – die Powermilch der ersten Tage

Kolostrum ist die erste und individuell einzigartige Milch für Ihr Kind. Sie wird schon in der Schwangerschaft gebildet und steht sofort nach der Entbindung Ihrem Baby zur Verfügung. Mit den vielen Immunstoffen schützt es Ihr Baby vor Infektionen, stabilisiert den Stoffwechsel und mobilisiert die Darmtätigkeit und ist somit der beste Start ins Leben. Auch wenn Sie Ihr Baby nicht stillen, können Sie ihm diese wertvolle Milch zukommen lassen.

Sollten Sie eine drohende Frühgeburt oder eine Vorerkrankung z.B. Diabetes Typ 1 haben, dann können Sie ab der 37. Schwangerschaftswoche schon mit Handentleerung das Kolostrum auffangen und dies bei Bedarf dann in die Klinik mitbringen. Sprechen Sie unsere Stillberaterinnen oder Ihre Hebamme gerne darauf an.

Das Entleeren der Brust von Hand
  • Vor der Entleerung der Brust waschen Sie bitte gründlich und sorgfältig Ihre Hände.
  • Durch sanfte Massage der Brust lösen Sie den Milchfluss aus.
  • Setzen Sie nun die Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger ca. 3 cm weit von der Brustwarze entfernt ober- und unterhalb der Brustwarze auf.
  • Drücken Sie die Finger leicht in Richtung Brustkorb und heben die Brust dabei etwas an.
  • Führen Sie die Finger mit sanftem Druck in Richtung Brustwarze ohne dabei auf der Haut zu rutschen.
  • Wiederholen Sie diese „Melkbewegung“ rhythmisch so oft, bis der Milchfluss versiegt.
  • Ändern Sie nun nach und nach die Position der Finger, damit alle Bereiche der Brust entleert werden.
Powerpumpen

Erhöht die Milchproduktion bei einer zu geringen Milchmenge (weniger als 500 ml am 14. Lebenstag). Es löst mehrere Milchspende Reflexe aus und sorgt für eine gründliche Entleerung der Brust.

Wird das Powerpumping über mehrere Tage in den Tagesablauf zusätzlich zum Stillen/Abpumpen integriert, steigert es die Milchmenge.

Dieses Infoblatt der Europäischen Laktationsberaterinnen Allianz gibt Ihnen weitere Informationen dazu.

Aufbewahrung von Muttermilch

Bewahren Sie die gewonnene Muttermilch in geeigneten, sauberen Gefäßen auf. Die Milch ist maximal 6 Stunden bei Zimmertemperatur, 72 Stunden im Kühlschrank bei 4°C oder 6 Monate bei -18°C im Gefrierschrank haltbar, danach darf sie nicht mehr verwendet werden! Das Auftauen erfolgt schonend im Kühlschrank oder im Wasserbad. Erwärmen in der Mikrowelle zerstört wichtige Bestandteile der Muttermilch und erhitzt die Milch ungleichmäßig.

Nach der Geburt Ihres Kindes kann es aus verschiedenen Gründen sein, dass Ihr Kind noch nicht an der Brust trinken kann. Sie haben dann die Möglichkeit, Ihre Muttermilch auf den Wochenstationen 4A/4B oder nach Ihrer Entlassung auch zuhause abzupumpen. Sterile Flaschen bekommen Sie bei uns. Jede Flasche muss von Ihnen mit Ihrem Namen, dem Datum des Abpumptages und der Uhrzeit beschriftet werden. Zuhause abgepumpte Muttermilch muss unbedingt gekühlt (7-8°C) oder eingefroren werden. Die Kühlkette darf zwischen Abpumpen und Fütterung nicht unterbrochen werden, um eine Besiedlung mit Bakterien zu vermeiden. Bringen Sie bitte die zuhause abgepumpte Milch (am besten in einer Kühlbox mit Kühl-Akkus) täglich mit auf Station.

Weitere Informationen

Die Universität Köln stellt im Rahmen Ihres Forschungsprojekts „Strukturelle Stillförderung und Aufbau von Humanmilchbanken an neonatologischen Zentren“ viele nützliche Informationen für Eltern bereit. Stöbern Sie gerne dort - Startpunkt ist die Seite https://neo-milk.uni-koeln.de/index.php/informationen-fuer-interessierte-eltern.

Elterncafé (Start im April 2024)

Wir freuen uns, Sie jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat zum Elterncafé einzuladen. Hier haben Sie die Gelegenheit, andere Eltern kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Außerdem wird immer eine unserer Stillspezialistinnen und (Kinder-)krankenschwestern dabei sein, die Ihnen gerne Tipps und Antworten rund um die Ernährung und Entwicklung Ihres Kindes geben. Alle Eltern sind gerne willkommen!

Wir treffen uns von 10:00 – 12:00 Uhr in den Räumlichkeiten von

  • Havenfit
    Am Pumpwerk 4-5
    27572 Bremerhaven (Schaufenster Fischereihafen)

Bitte bringen Sie dicke Socken mit, in den Räumlichkeiten sind Schuhe nicht erlaubt. Fußbodenheizung ist an.

Wir freuen uns auf Sie und Ihr Kind

im Elterncafé (Schaufenster Fischereihafen)

Mit Fachwissen für Sie da

"Mein Name ist Sandra Vogelsänger, ich bin gelernte Kinderkrankenschwester und arbeite seit 1998 auf der Neonatologie in Bremerhaven. Seit 2023 bin ich Stillspezialistin IBCLC und auf der Neonatologie immer dienstags und donnerstags in meiner Tätigkeit als Stillspezialistin für Sie da."

Sandra Vogelsänger, Kinderkrankenschwester und Stillspezialistin IBCLC, EFNB am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (Foto: Schimanke)

Sandra Vogelsänger

Stillspezialistin® IBCLC, EFNB®, Kinderkrankenschwester

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