Starke Maßnahmen für mehr Fachkräfte

Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung besucht KBR

Politiker und Mitarbeitende des Klinikums Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) haben gestern über Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Pflege diskutiert. Aus Berlin waren hierzu Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, sowie Uwe Schmidt, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Bremen II-Bremerhaven, zu Gast. Selcuk Caloglu, Stadtrat für Gesundheit, vertrat den Magistrat der Seestadt Bremerhaven.

Claudia Moll weist auf die Fortschritte auf politischer und tariflicher Ebene hin: "Der Fachkräftemangel stellt in der Pflege ganz klar die größte Herausforderung dar. Und doch freue ich mich, dass es hier bereits viele gute Entwicklungen gibt. Die Ausbildungszahlen steigen seit Beginn der neuen Pflegeausbildung weiter, seit September letzten Jahres sind Tariflöhne in den Einrichtungen verpflichtend und die Digitalisierung kommt immer mehr in der Pflege an. Das verbessert die Versorgung und auch die Arbeitszufriedenheit. Für bessere Arbeitsbedingungen vor Ort sind aber auch die Arbeitgeber und Träger verantwortlich, die Politik kann nur einen Rahmen setzen", betont Moll.

Deshalb begegnet auch das Pflegemanagement im KBR dem Fachkräftemangel proaktiv: „Unser Ziel ist es, die Versorgung sicher zu stellen und die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass unser Haus für Pflegefachkräfte der attraktivste Arbeitsplatz in der Region ist – ein Arbeitsleben lang“, so Dr. Witiko Nickel, Pflegerischer Geschäftsführer im KBR. „Dabei gibt es nicht nur den einen Lösungsansatz. Wir müssen gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen ansetzen und aktiv bleiben“, sagt Nickel.

Uwe Schmidt, Bundestagsabgeordneter (ganz rechts), Claudia Moll, Pflegebeauftragte der Bundesregierung (2. von rechts) und Selcuk Caloglu, Stadtrat für Gesundheit in Bremerhaven (ganz links) im Gespräch mit Mitarbeitenden aus der Pflege im Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide

KBR ist mit zahlreichen Maßnahmen proaktiv gegen den Fachkräftemangel aufgestellt

Über allem steht im KBR die Aufwertung des Berufsstands der Pflege. Dazu nimmt das KBR als eines von zwanzig deutschen Krankenhäusern an der europaweiten Studie „Magnet4Europe teil“ und ist in einem Austausch mit europäischen und amerikanischen Krankenhäusern. Durch die Studienteilnahme wird ein Veränderungsprozess im KBR angestoßen, mit dem Ziel mehr Wertschätzung und Anerkennung, größere Teilhabe an strategischen Entscheidungen sowie weitere Professionalisierung der Pflege zu erreichen. Der angestrebte Effekt: zufriedene, motivierte und bestens qualifizierte Mitarbeitende, dank derer die Patientenversorgung noch besser gelingen kann.

Noch gibt es aber zu wenige Pflegefachkräfte, im KBR und auf dem deutschen Arbeitsmarkt insgesamt.

Umso wichtiger ist operative Entlastung der Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz. Hierzu hat das KBR unter anderem die Ausbildung zur sogenannten Patientenassistenz etabliert: Diese können nach einer entsprechenden Qualifizierungsmaßnahme grundpflegerische Tätigkeiten übernehmen. Für weitere Entlastung sorgen außerdem ausländische Fachkräfte: Das KBR rekrutiert seit geraumer Weile auf verschiedenen internationalen Arbeitsmärkten. Integrationsmentoren kümmern sich anschließend darum, kulturelle Unterschiede in der Zusammenarbeit zusammen zu führen – und als Stärke zu begreifen.

Um den Mitarbeitenden außerdem in verschiedenen Lebensphasen stets ein passendes Jobangebot machen zu können, ohne dass sie den Arbeitgeber dafür wechseln müssten, sind Teilzeitangebote und vor allem ein maßgeschneidertes Aus- und Weiterbildungsangebot unerlässlich. Hierzu hat das KBR in den vergangenen Jahren inhaltlich und auch personell wichtige Strukturen und Voraussetzungen geschaffen.

Selcuk Caloglu, Stadtrat für Gesundheit der Seestadt Bremerhaven, zeigt sich überzeugt von der strategischen Ausrichtung in der Pflege im KBR: „Das Pflegemanagement hat die Weichen mit Mut und Weitsicht proaktiv Richtung Zukunft gestellt. Ich bin davon überzeugt, dass es uns auf diese Weise gelingen wird, im KBR trotz schwieriger Rahmenbedingungen attraktive und zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Ein essenzieller Schritt, um die stationäre und teilstationäre Versorgung in unserer Region nachhaltig zu sichern“, sagt Caloglu.

"Die größten Herausforderungen für die Pflege liegen in der wachsenden Zahl der akut und langfristig Pflegebedürftigen und in dem diesen Zahlen gegenüberstehenden Mangel an Fachkräften. Diesem können wir nur mit verstärkter Ausbildung, guter Bezahlung, vor allem aber besseren Arbeitsbedingungen entgegenwirken“, bekräftigt Uwe Schmidt. „Mit der Einführung der Pflegepersonalregelung 2.0 und der mit der Krankenhausreform angestrebten Entökonomisierung der Krankenhausfinanzierung haben wir uns auf einen guten Weg gemacht. Für eine weiterhin positive Entwicklung müssen jetzt alle beteiligten Institutionen mit Bund und Ländern an einem Strang ziehen“, so Schmidt weiter.

Neues Ausbildungszentrum ist wichtiger Baustein für die Zukunft

Wichtig ist außerdem die Aufwertung der Berufsausbildung, wie Caloglu unterstreicht: „Für gut ausgebildete Pflegefachkräfte von morgen müssen wir heute einen Lernort bieten, der attraktiv ist, höhere Zahlen von Auszubildenden erlaubt und zugleich innovative Lernmethoden ermöglicht. Mit dem neuen Ausbildungszentrum kann uns dieser Schritt gelingen“, ist Caloglu überzeugt.

Mit dem neuen Ausbildungszentrum soll das Angebot von drei Ausbildungsträgern für Gesundheitsberufe in Bremerhaven unter einem Dach vereint sowie qualitativ und quantitativ noch weiter ausgebaut werden. Im Juni 2019 hatten die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Akademie für Pflegeberufe und Management (APM) und das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) als Ausbildungsträger für Pflegeberufe in Bremerhaven die Errichtung eines gemeinsamen Ausbildungszentrums für Pflegeberufe beantragt. Die Bauzeit soll etwa drei Jahre betragen. Abhängig vom Zeitpunkt des Baubeginns werden die Kosten zum heutigen Zeitpunkt auf rund 18-19 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten für die Einrichtung der zusätzlichen Ausbildungsplätze würden jeweils zur Hälfte durch den Bund und das Land Bremen getragen werden. Das Land Bremen hatte die Bereitstellung der auf Landesebene zu tragenden Kosten bereits zugesichert, sofern die Förderungszusage insgesamt durch den Bund erfolgen wird.

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