Neuer Linearbeschleuniger am Klinikum

Seit wenigen Tagen ist der neue Linearbeschleuniger „Elekta-Infinity“ am Klinikum Bremerhaven in Betrieb. „Die Anlage gehört weltweit zu den technischen Spitzenprodukten ihrer Art. Für die Patienten verkürzt sich mit dem neuen Linearbeschleuniger die Bestrahlungsdauer. Die Strahlentherapie bei Krebsbehandlungen wird noch besser und präziser“, so Prof. Halim Aydin, Chefarzt der Strahlenklinik. Sein Fazit: „Gegenüber bisherigen Geräten ist der neue Linearbeschleuniger eine deutliche Verbesserung. Wir sind jetzt in der Lage, noch genauer und schonender zu behandeln mit weniger Nebenwirkungen bei verbesserter Effektivität der Bestrahlung.“

Das Oberflächenabtastsystem „C-RAD“ macht den neuen Linearbeschleuniger so präzise: „Durch die optische Abtastung der Körperoberfläche mit speziellem Licht wird jede kleine Atembewegung des Patienten während der nur ca. fünf bis zehn Minuten dauernden Bestrahlungssitzung erfasst und damit bewegliche Herde punktgenau behandelt“, erläutert Prof. Aydin. „Das ist vor allem bei atembeweglichen Tumoren von Vorteil, zum Beispiel zur Bestrahlung der Brustdrüse oder Lungentumoren“.

Hautmarkierungen werden bei der Mehrheit von Patienten bald nicht mehr erforderlich sein und stark atembewegliche Tumorherde, zum Beispiel in der Leber, können künftig auch behandelt werden. Durch die punktgenaue Bestrahlung mit hoher Einzeldosierung (sogenannte „stereotaktische Bestrahlung“) von verstreuten Krebsherden wird der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst und es kann sich somit die eine oder andere Krebsoperation erübrigen. Das kann zum Beispiel Krebsherde („Metastasen“ im Gehirn, Knochen oder in der Lunge betreffen. Stereotaktische Bestrahlungen werden seit einem Jahr zunehmend in der Abteilung durchgeführt, mit sehr guten Ergebnissen.

Um den Linearbeschleuniger in den Räumen der Strahlentherapie am KBR zu installieren, musste umgebaut werden. Der Umbau des Strahlenbunkers mit aufwändige Strahlenschutzmaßnahmen, Montage und Testphase haben nur rund sechs Monate gedauert. „Trotz erheblicher Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben alle beteiligten Firmen und Behörden hervorragend kooperiert und das Projekt fast pünktlich und ohne Probleme realisiert“, berichtet Prof. Aydin. Sein Dank richtet sich vor allem an den Leitenden Medizinphysiker Dr. Cengiz Demirel, IT-Leiter Dr. Henning Janßen und KBR-Geschäftsführer Thomas Kruse. „Ein besonderer Dank gilt auch der Belegschaft der Strahlenklinik. Die Mitarbeiter haben in den letzten Monaten einen Schichtdienst leisten müssen, da der Umbau bei laufendem Betrieb erfolgte und die Patientenbehandlungen teilweise abends bis 22 Uhr andauerten.“

Die Gesamtinvestitionssumme des Projekts beträgt rund 2,7 Millionen Euro. Allein das Gerät hat 1,5 Millionen Euro gekostet. Das Projekt wird in Kürze vervollständigt durch den Austausch des Planungs-CT gegen eines neuen 4-D Computertomographen mit großer Öffnung und durch eine zusätzliche Röntgen-Therapieanlage zur Bestrahlung von gutartigen Erkrankungen (Arthrosen, Fersensporn, Tendinosen und ähnliches mit geringen Therapiedosen). Auch der erst seit zwei Jahren betriebene Linearbeschleuniger „Elekta-Versa“ und der neue Computertomograph werden mit dem C-RAD System ausgestattet.

Weitere Informationen: www.klinikum-bremerhaven.de/radio-onkologie

Linearbeschleuniger der Radio-Onkologie, von links nach rechts Leitender Oberarzt Dr. Mohammed Reda Al Omar, Chefarzt Prof. Dr. Halim Aydin, Leitender Medizinphysiker Dr. Cengiz Demirel (Foto: Antje Schimanke)

Über den neuen Linearbeschleuniger freuen sich (von links nach rechts)

Leitender Oberarzt Dr. Mohammed Reda Al Omar

Chefarzt Prof. Dr. Halim Aydin

Leitender Medizinphysiker Dr. Cengiz Demirel

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