Kran­ken­haus­hy­gie­ne: Viel getan – viel zu tun

Hy­gie­ne im Kran­ken­haus ist eine Dau­er­auf­ga­be, der sich das Kli­ni­kum Bremerhaven-​Reinkenheide mit viel­fäl­ti­gen Maß­nah­men und spe­zia­li­sier­ten Hy­gie­ne­fach­kräf­ten stellt. Nach einem Audit be­schei­nig­te das Ge­sund­heits­amt einen guten Ein­druck von der Hy­gie­ne am KBR. Gleich­zei­tig gebe es wei­ter Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten.

Basis des Er­folgs: Moin Hy­gie­ne!

Dass das Thema Kran­ken­haus­hy­gie­ne am KBR einen wich­ti­gen Raum ein­nimmt, ist über­all im Haus sicht­bar. Das liegt vor allem an dem Pro­jekt „Moin Hy­gie­ne – Mit­ein­an­der, ohne In­fek­tio­nen nach Hause“. Auf allen Sta­tio­nen und in allen Be­rei­chen des Kli­ni­kums hin­ter­lässt das Pro­jekt deut­li­che Spu­ren.

Hy­gie­ne­fach­kraft Frank Bröm­mer hat „Moin Hy­gie­ne!“ 2017 in­iti­iert. „Ziel des Pro­jek­tes ist es, Pa­ti­en­ten, Be­su­cher und An­ge­hö­ri­ge zu in­for­mie­ren, wie sie selbst durch ein­fa­che Grund­re­geln des hy­gie­ne­be­wuss­ten Ver­hal­tens im Kran­ken­haus, sich und an­de­re vor In­fek­tio­nen schüt­zen kön­nen“, so Bröm­mer. Daran er­in­nern im Kli­ni­kum zahl­rei­che Pos­ter, Tür­be­schil­de­run­gen an den Pa­ti­en­ten­zim­mern, die un­über­seh­ba­re Bo­den­mar­kie­rung im Foyer sowie die zahl­rei­chen Hän­de­des­in­fek­ti­ons­spen­der.

Hy­gie­ne ist der erste und wich­tigs­te Schritt, Keime und In­fek­tio­nen zu un­ter­bin­den und ihre Aus­brei­tung zu stop­pen. Dabei sind alle ge­fragt: Ärzte und Pfle­ge­kräf­te, aber auch die Pa­ti­en­ten selbst sowie ihre Be­su­cher und alle Kon­takt­per­so­nen. Dar­auf weist das Pro­jekt „Moin Hy­gie­ne!“ hin und hat mit viel­fäl­ti­gen Ak­tio­nen und Maß­nah­men schon viel be­wirkt.

Audit des Ge­sund­heits­am­tes

Das Audit des Ge­sund­heits­am­tes lief vom 13. bis 15. Au­gust 2019. „Es waren an­stren­gen­de drei Tage, aber in der ab­schlie­ßen­den Be­spre­chung be­stä­tig­te das Ge­sund­heits­amt den guten Ein­druck, den die ge­leb­te Hy­gie­ne des Hau­ses auf sie ge­macht hat“, so Dr. Anet­te Neu­mann, Kran­ken­haus­hy­gie­ni­ke­rin am KBR.

Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al sah das Ge­sund­heits­amt bei den The­men La­ger­hal­tung und Ent­sor­gung: Der an­fal­len­de Krankenhaus-​Abfall auf den Sta­tio­nen werde zwar kor­rekt ent­sorgt, der Lee­rungs­rhyth­mus der Ab­fall­be­häl­ter solle aber ver­kürzt wer­den. Und bei der Ma­te­ri­al­la­ge­rung solle noch stär­ker auf schlie­ßen­de Sys­te­me und Schrän­ke ge­setzt wer­den.

Diese bei­den An­re­gun­gen des Ge­sund­heits­am­tes hat das KBR um­ge­hend um­ge­setzt. „Wir sind dank­bar für den kri­ti­schen Blick von außen, denn wir wol­len uns wei­ter ver­bes­sern“, so Dr. Neu­mann.

Wand-Desinfektionsmittelspender und zwei ineinander verschränkt reibende Hände einer Peron während ihrer Händedesinfektion
Gruppenfoto vom Team der Krankenhaushygiene am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (Foto: Antje Schimanke)

In­ten­siv­sta­ti­on – be­son­de­rer Schutz

Po­si­tiv sind die Er­geb­nis­se auch für die In­ten­siv­sta­ti­on (ITS). Sie sind in Kran­ken­häu­sern oft­mals die Sta­ti­on mit er­höh­ten Keim­wer­ten, am KBR weist die ITS hin­ge­gen ge­rin­ge Werte auf. „Wir müs­sen die Pa­ti­en­ten auf der ITS be­son­ders schüt­zen und haben dafür ein gan­zes Maß­nah­men­bün­del eta­bliert“, er­läu­tert Hy­gie­ne­fach­kraft An­drea Als­guth, zu­stän­dig für den Be­reich ITS. „Wir set­zen auf der In­ten­siv­sta­ti­on auf eine noch­mal stren­ge­re Hand­hy­gie­ne. Bei Pa­ti­en­ten­kon­tak­ten ver­zich­ten wir auf lan­gärm­li­ge Kit­tel und alle Kon­takt­per­so­nen tra­gen Mund­schutz.“

Dies alles sind Bar­rie­re­maß­nah­men, um eine Keim­ver­schlep­pung von Pa­ti­ent zu Pa­ti­ent zu un­ter­bin­den. „Der kör­per­li­che Kon­takt zum Pa­ti­en­ten wird da­durch ein­ge­schränkt, der mensch­li­che Kon­takt – Ge­sprä­che und Blick­kon­takt – wird bei uns aus­drück­lich ge­pflegt“, so PD Dr. Oli­ver Radke, Chef­arzt der Kli­nik für An­äs­the­sio­lo­gie und Ope­ra­ti­ve In­ten­siv­me­di­zin am KBR.

In­fek­tio­nen auf der ITS wer­den über­wacht und be­wer­tet. „Wir ver­glei­chen uns mit an­de­ren Häu­sern glei­cher Größe. Durch die Um­set­zung die­ser zahl­rei­chen Maß­nah­men am KBR lie­gen die Über­tra­gungs­ra­ten von Kran­ken­haus­kei­men (MRSA) un­ter­halb des Lan­des­durch­schnitts“, so Kran­ken­haus­hy­gie­ni­ke­rin Dr. Neu­mann.

Das Hygiene-​Team

Die Mit­ar­bei­ter der Kran­ken­haus­hy­gie­ne über­wa­chen die Häu­fig­keit von In­fek­ti­ons­er­kran­kun­gen und re­sis­ten­ter Bak­te­ri­en und lei­ten Maß­nah­men zum Schutz vor Über­tra­gun­gen und der Ent­ste­hung von Kran­ken­haus­in­fek­tio­nen ein. Eine der wich­tigs­ten Auf­ga­ben der Kran­ken­haus­hy­gie­ne ist die Un­ter­stüt­zung und Kon­trol­le der Mit­ar­bei­ter bei der Um­set­zung von Hy­gie­ne­maß­nah­men im Ar­beits­all­tag.

Am KBR sind ver­gleichs­wei­se viele Hy­gie­ne­fach­kräf­te und mit Dr. Neu­mann sogar eine Hygiene-​Ärztin be­schäf­tigt: Neben der Fach­ärz­tin für Mi­kro­bio­lo­gie, Vi­ro­lo­gie und In­fek­ti­ons­epi­de­mio­lo­gie ge­hö­ren die Hy­gie­ne­fach­kräf­te Als­guth, Bröm­mer und Frank Stru­peit zum Hy­gie­ne­ma­nage­ment. Und das Team wächst wei­ter: Durch den Umzug der Kin­der­kli­nik ans KBR wird eine wei­te­re Hy­gie­ne­fach­kraft ein­ge­stellt.

Un­ter­stützt wird das Team der Kran­ken­haus­hy­gie­ne durch 15 hy­gie­ne­be­auf­trag­te Ärzte und 66 hy­gie­ne­be­auf­trag­te Pfle­ge­kräf­te, die in allen Fach­ab­tei­lun­gen für diese Auf­ga­be aus­ge­bil­det wur­den. Die Hy­gie­ne­be­auf­trag­ten agie­ren als Mul­ti­pli­ka­to­ren und Bin­de­glied in Hy­gie­ne­fra­gen auf ihren je­wei­li­gen Sta­tio­nen und Be­rei­chen.

Zu­sätz­lich küm­mert sich ein „ABS-​Team“ um Hy­gie­ne­maß­nah­men in Zu­sam­men­hang mit dem Ein­satz von An­ti­bio­ti­ka. Die Maß­nah­men, die einer Ver­bes­se­rung der An­ti­bio­ti­ka­ver­ord­nungs­pra­xis die­nen sol­len, wer­den unter dem Be­griff „An­ti­bio­tic Ste­wardship“ (ABS) zu­sam­men­ge­fasst. Lei­ter des ABS-​Teams am KBR ist Apo­the­ker Dr. Mat­thi­as Haer­ting. Zum Team ge­hört neben Dr. Neu­mann auch Chef­arzt und In­fek­to­lo­ge Prof. Dr. Mar­tin Holt­mann, Lei­ter der Me­di­zi­ni­schen Kli­nik I.

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