Japanische Schrittspiele für Senioren

Studie zu einem Gehtraining für Menschen im höheren Lebensalter

In einer Studie untersuchte die Klinik für Akutgeriatrie und geriatrische Frührehabilitation am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) ein japanisches Trainingsprogramm während des geriatrischen stationären Aufenthaltes. Eine erste Datenauswertung zeigte, dass das Training bessere Auswirkungen auf die Beinkraft hatte als die alleinige Anwendung von herkömmlicher Physiotherapie. Durch eine Förderung des Deutschen Akademischen Austausch­dienstes (DAAD) entsteht derzeit eine Forschungskooperation mit der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und der Universität Chukyo in Japan. Jetzt kam Prof. Dr. Ryosuke Shigematsu, Entwickler der Square-Stepping Exercise, aus Japan zu Besuch ans KBR, nachdem die Bremerhavener Forscherinnen im vergangenen Monat zu einem Forschungsaufenthalt in Japan waren.

Das untersuchte Trainingsprogramm ist dabei nicht nur wirksam, sondern auch auf spielerische Weise unterhaltsam. Denn das sogenannte Square-Stepping Exercise (auf Deutsch in etwa: Quadrat-Schritt-Übung) erinnern an das Kinderspiel Hüpfekästchen: Auf einer Matte mit zehn Reihen von jeweils vier Quadraten werden erst einfache, dann immer schwierigere Kombinationen aus Schritten vorwärts, seitwärts und rückwärts ausgeführt. Hüpfen müssen die Senioren und Seniorinnen allerdings nicht. „Diese Trainingsform vereint sowohl körperliche als auch geistige Ansprüche und beeinflusst so zwei Aspekte, die für die Lebensqualität im Alter wichtig sind“, kommentiert Dr. Svenja Tietgen, Oberärztin der Klinik für Akutgeriatrie und Leiterin der hiesigen Studiengruppe über das Square-Stepping Exercise. Daher habe man untersuchen wollen, ob das Programm auch für stationär behandelte Patienten und Patientinnen in der geriatrischen Früh-Rehabilitation einen Vorteil bringe. Dazu lagen bislang keine Daten vor, denn die Wirksamkeit wurde bislang nur an selbstständig lebenden Menschen untersucht und bestätigt.

„Da das Square-Stepping Exercise in Japan entwickelt wurden, haben wir für unsere Studie die Erfahrung japanischer Kollegen gesucht und gefunden, die uns wertvolle Impulse für die Vorbereitung und Durchführung gegeben haben“, erläutert Tietgen weiter. Der Besuch in Japan sei dabei sowohl wissenschaftlich als auch kulturell sehr lehrreich gewesen. Dieser wissenschaftliche und kulturelle Austausch liegt als Grundgedanke dem Förderprogramm des DAAD zugrunde, der in seinem Leitbild schreibt, dass Austausch zu Verständnis zwischen Völkern und Individuen führt und dass Kooperation zu wissenschaftlichem, politischem und sozialem Fortschritt beiträgt.

Da dies eine erste Pilotstudie mit einer kleinen Patientengruppe war, sollen nun weitere Unter­suchungen folgen. Dabei wird die Neuropsychologin der Klinik Katja Fränzel auch den Einfluss des Trainingsprogramms auf die geistigen Fähigkeiten der Testpersonen untersuchen. „In der Zwischenzeit werden wir das Square-Stepping Exercise als Ergänzung zur Physiotherapie anbieten, wann immer ein Patient oder eine Patientin geistig und körperlich dazu in der Lage ist und sich auf Hüpfekästchen für Senioren einlassen möchte“, verspricht Tietgen. Schließlich sind der Platz dafür, der Teppich mit den Kästchenreihen und die notwendige Erfahrung jetzt vorhanden.

Demonstration einer Schrittkombination der Square-Stepping Exercise (Foto: Schimanke)

Prof. Dr. Ryosuke Shigematsu demonstriert ein Schrittmuster der Square-Stepping Exercise bei seinem Besuch in der Klinik für Akut­geriatrie und geriatrische Frühreha­bili­tation am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide

v.l.n.r. Dr. Svenja Tietgen, Prof. Dr. Ryosuke Shigematsu, Dr. Helmut Ackermann, Katja Fränzel, Dr. Jessica Koschate (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), PD Dr. Ellen Freiberger (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

 

 

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