„Ich bin schuld, dass Mama so oft trau­rig ist und mor­gens nicht auf­steht.“

Liegt in der Fa­mi­lie eine psy­chi­sche Er­kran­kung vor, wirkt sich dies in vie­len Fäl­len auf die in­ner­fa­mi­liä­ren Be­zie­hun­gen und das Fa­mi­li­en­sys­tem als Gan­zes aus. Die Stu­di­en­la­ge zeigt, dass Kin­der, deren El­tern an einer psy­chi­schen Er­kran­kung lei­den, im Ver­gleich zu Kin­dern ge­sun­der El­tern einem vier­mal hö­he­ren Ri­si­ko, selbst psy­cho­pa­tho­lo­gi­sche Auf­fäl­lig­kei­ten zu ent­wi­ckeln, aus­ge­setzt sind. Die Kin­der geben sich die Schuld daran, dass ihre El­tern bei­spiels­wei­se oft trau­rig sind. Be­trof­fe­ne El­tern­tei­le äu­ßern häu­fig die Sorge, dass sie auf­grund der ei­ge­nen psy­chi­schen Pro­ble­ma­tik die ge­sun­de Ent­wick­lung ihres Kin­des be­ein­träch­ti­gen könn­ten. Den­noch fehlt in vie­len be­trof­fe­nen Fa­mi­li­en der of­fe­ne Um­gang mit die­sem Thema, die psy­chi­sche Er­kran­kung wird ta­bui­siert – ob aus Scham – oder Schuld­ge­füh­len, der Angst vor mög­li­chen Kon­se­quen­zen oder auch der Ver­un­si­che­rung, wie dar­über ge­spro­chen wer­den kann.

Ziel und Ziel­grup­pe
Genau an die­ser Stel­le greift das kürz­lich ins Leben ge­ru­fe­ne und durch die Se­na­to­rin für Ge­sund­heit, Frau­en und Ver­brau­cher­schutz fi­nan­zi­ell ge­för­der­te Mo­dell­pro­jekt „FAMOS“ (Fa­mi­lie mit­ein­an­der offen spre­chen) der Arche Kli­nik und des Kli­ni­kums Rein­ken­hei­de in Bre­mer­ha­ven. Es schafft für be­trof­fe­ne Fa­mi­li­en einen Raum, sich in ver­trau­ter At­mo­sphä­re und in Be­glei­tung eines mul­ti­pro­fes­sio­nel­len Teams über Schwie­rig­kei­ten und Be­las­tun­gen auf­grund von psy­chi­schen Er­kran­kun­gen, aber auch über Res­sour­cen und Ziele aus­zu­tau­schen. „FAMOS“ dient spe­zi­ell als Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bot für Fa­mi­li­en, in denen sei­tens der El­tern eine psy­chi­sche Be­las­tung (psych­ia­tri­sche Dia­gno­se) vor­liegt und deren Kin­der im Alter von 6 - 17 Jah­ren sind.

Das Pro­jekt ver­steht sich vor allem als pri­mär­prä­ven­ti­ves An­ge­bot, d.h. der Fokus liegt auf der prak­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit der Frage, wie bei Kin­dern be­trof­fe­ner El­tern, trotz psy­cho­so­zia­ler Ri­si­ko­fak­to­ren, die Wahr­schein­lich­keit der Ent­wick­lung einer psy­chi­schen Er­kran­kung ver­rin­gert und eine ge­sun­de Ent­wick­lung ge­för­dert wer­den kann. Gleich­zei­tig soll es die El­tern ent­las­ten und somit wie­der­um dazu bei­tra­gen, das Fa­mi­li­en­sys­tem als Gan­zes zu sta­bi­li­sie­ren.

Der erste Pro­jekt­durch­lauf von „FAMOS“ ist auf einen Zeit­raum von ca. drei Mo­na­ten aus­ge­legt und als wö­chent­li­che Sit­zun­gen kon­zi­piert, die so­wohl An­ge­bo­te spe­zi­ell für die Kin­der als auch für die El­tern sowie ge­mein­sa­me Fa­mi­li­en­ak­ti­vi­tä­ten ent­hal­ten. Die The­men­blö­cke be­inhal­ten u.a. Ein­hei­ten zur Psy­cho­edu­ka­ti­on, zum Kon­flikt­ma­nage­ment, zur Ta­ges­struk­tu­rie­rung, Res­sour­cen­ak­ti­vie­rung und bie­tet Mög­lich­kei­ten zur Kri­sen­in­ter­ven­ti­on. Die An­ge­bo­te lie­fern hier­bei je­doch zu jedem Zeit­punkt Raum für spon­ta­ne Im­pul­se und akute The­men.

Mutter hält kleine Tochter im Arm und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn

Mit einer Kom­bi­na­ti­on aus spie­le­ri­schen und krea­ti­ven, aber auch in­for­ma­ti­ven Ele­men­ten wer­den ge­mein­sam Aus­wir­kun­gen der psy­chi­schen Er­kran­kung des El­tern­teils auf den Fa­mi­li­en­all­tag iden­ti­fi­ziert, be­schrie­ben und al­ter­na­ti­ve Um­gangs­for­men geübt.

Mit­hil­fe von mul­ti­fa­mi­li­en­the­ra­peu­ti­schen Übun­gen wie Rol­len­spie­len sol­len Kin­der und El­tern bei­spiels­wei­se die Per­spek­ti­ve des je­weils an­de­ren ein­neh­men und somit in ihrer Men­ta­li­sie­rungs­fä­hig­keit und dem ge­gen­sei­ti­gen Ver­ständ­nis ge­för­dert wer­den. Dank der breit auf­ge­stell­ten Ex­per­ti­se des Pro­jekt­teams wer­den den Fa­mi­li­en viel­fäl­ti­ge An­re­gun­gen zur Ge­stal­tung des Fa­mi­li­en­all­tags dar­ge­bo­ten und im Rah­men der FAMOS-​Treffen ge­mein­sam aus­pro­biert.

Das sind z. B. Ent­span­nungs­übun­gen durch Yoga oder Musik, ge­mein­sa­me Her­aus­for­de­run­gen wie Fuß­ball­tur­nie­re oder ge­gen­sei­ti­ge Kom­pli­men­ten­run­den. Ein we­sent­li­ches An­lie­gen der FAMOS - Tref­fen ist, das Ver­bun­den­heits­ge­fühl der Fa­mi­li­en zu för­dern und vor­han­de­ne Res­sour­cen zu ak­ti­vie­ren.

In­ter­es­sier­te Fa­mi­li­en kön­nen sich gerne unter fol­gen­der E-​Mail-Adresse an­mel­den: famos_bhv@gmx.de

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