Ein Team für den verantwortungsbewussten Einsatz von Antiinfektiva
Am 18. November findet erneut der alljährliche „Europäische Antibiotikatag“ statt. Mit dieser europäischen Initiative soll das Bewusstsein für die Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch Antibiotikaresistenzen geschärft und über die umsichtige Anwendung von Antibiotika informiert werden. Das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) stellt sich dieser Herausforderung bereits seit Längerem: Ein sogenanntes „Antibiotic Stewardship (ABS) Team“ befasst sich mit dem verantwortungsbewussten Einsatz von Antiinfektiva im Klinikum.
Gegründet wurde das ABS-Team von Prof. Dr. Martin Holtmann, Infektiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik I, sowie zwei entsprechend weitergebildeten ABS-Experten: Dr. Matthias Haerting, stellvertretender leitender Apotheker und Dr. Annette Neumann, Fachärztin für Mikrobiologie und Krankenhaushygienikerin des KBR. Mit dieser Aufstellung bündeln sich medizinisch-klinische, mikrobiologische und pharmakologische Kenntnisse auf optimale Weise im Team. Darüber hinaus sind ebenfalls die Oberärzte der Kinderklinik Frau Dr. und Herr Dr. Baaske weitergebildete ABS-Experten und ergänzen die Arbeit des ABS-Kernteams am KBR.
„Primär wollen wir mit unserer Arbeit für Patienten, die eine antiinfektive Therapie benötigen, im individuellen Fall ein optimales Behandlungsergebnis erreichen“, erläutert Prof. Dr. Martin Holtmann. Doch es geht um mehr: „Die Arbeit von ABS-Teams kann sehr entscheidend zu einer positiven Beeinflussung der Resistenzentwicklung bei klinisch relevanten Infektionserregern beitragen“, so Holtmann weiter. Eine erfolglose Therapie, bedingt durch die Auswahl des falschen Medikaments, kann außerdem zu längeren Krankenhausaufenthalten führen – unnötige Belastung des Patienten und vermeidbare Kosten können die Folge sein. Die Arbeit von ABS-Teams kann helfen, diese Probleme zu vermeiden.
Dr. Matthias Haerting gibt einen Einblick in die Aufgaben des ABS-Teams: „Wichtiger Baustein unserer Arbeit ist die Beratung der klinischen Bereiche zum effektiven Einsatz von Antiinfektiva. Diese Beratung kann konsiliarisch, aber auch über unsere Teilnahme an der Visite erfolgen. Wir erstellen außerdem hausinterne Therapieempfehlungen, erarbeiten diagnostisch-therapeutische Pfade, schulen Mitarbeiter und überwachen den Einsatz sogenannter Reserveantibiotika – also Antibiotika, die nur für den Einsatz mit besonders strenger Indikation vorgesehen sind – sowie die Einhaltung relevanter Leitlinien “, erläutert Haerting.
Eine wichtige Aufgabe des ABS-Teams ist außerdem die Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes am KBR: „Hierzu beraten wir die Klinikleitung und führen unter anderem Statistiken über Erreger-Resistenzen sowie den Verbrauch von Antiinfektiva bei uns im Klinikum“, so Dr. Annette Neumann. Dabei ist es wichtig ist, dass diese Arbeit rechtzeitig und regelmäßig erfolgt: „Durch das abteilungsbezogene Monitoring der Antibiotikaverbräuche kann Fehlentwicklungen frühzeitig begegnet werden“, so Haerting.
Gegründet wurde das ABS-Team bereits 2016 am KBR, seither hat die Bedeutung des Themas stetig zugenommen. Um die wichtige Arbeit des ABS-Teams weiter zu stärken, hat die Klinikleitung kürzlich der Einrichtung einer eigenen Vollzeitstelle für das ABS-Team zugestimmt.