Auf Personalsuche in Manila
Auf Personalsuche in Manila
Eine Delegation des KBR machte sich auf den langen Weg nach Manila, um dort Bewerbungsgespräche zu führen. Wie läuft die Personalsuche im Ausland ab und was bringt sie? Hier der Bericht des Pflegedirektors.
Das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide versucht auf zahlreichen Wegen, dem bundesweiten Pflegemangel entgegenzuwirken und für Bremerhaven Pflegefachkräfte zu gewinnen. Ein Baustein ist dabei nun auch die Personalsuche im Ausland. Allerdings: Die Anwerbung von ausländischen Pflegefachkräften ist ein langwieriger Prozess. Und: „Pflegefachpersonal aus dem Ausland ist eine Möglichkeit, sich Zeit zu erkaufen und offene Stellen nachzubesetzen. Den generellen Mangel werden ausländische Pflegefachkräfte aber nicht lösen“, betont Pflegedirektor Dr. Witiko Nickel. „Damit sich junge Menschen für den Beruf entscheiden, muss in die Ausbildung investiert werden.”. Er berichtet von den Vorbereitungen und der Reise nach Manila:
Die Vorbereitungen
Unsere Vorbereitungen für das „Projekt Manila 1.0“ liefen seit Sommer 2019. Es gab Treffen und Netzwerkaustausche mit anderen Klinika, die bereits Erfahrung in der Auswahl und Integration von ausländischen Pflegefachpersonen haben. Deren klare Empfehlung: keine Video-Bewerbungsgespräche, sondern ein persönliches Treffen. Gleiches empfahl auch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), eine Ausgliederung der Arbeitsagentur. Die GIZ ist weltweit für unterschiedliche Berufe tätig, um Fachkräfte für Deutschland aus dem Ausland zu rekrutieren.
Im Herbst wurden dem Pflegemanagement dann die ersten Lebensläufe und Bewerberdaten übermittelt. Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung haben wir entschieden, die Bewerbungsgespräche wie reguläre Bewerbungsgespräche durchzuführen, mit zwei Ausnahmen: Erstens: Ort des Bewerbungsgespräches würde Manila sein – die Bewerber kommen von den unterschiedlichen philippinischen Inseln dorthin; und zweitens: die Gespräche werden in englischer Sprache geführt.
Februar 2020: Start der Bewerbungsgespräche
Der Flug nach Manila dauerte circa 20 Stunden, mit einem Stop-Over in Dubai von mehreren Stunden. Als Manila wird eine Metropolregion bezeichnet, in der über 20 Millionen Menschen leben. Manila Metropolitan ist der „Kern“ dieses Gebietes, indem sich sowohl moderne Businessbezirke (z.B. Makati City) aber auch einfache Wohngegenden und Slums befinden. Die Stadt ist geprägt durch Verkehr und Staus, die sich ab dem ersten Moment bemerkbar machen in einer nach Diesel und Benzin schmeckenden Luft.
Bevor die Bewerbungsgespräche begannen, wurde das KBR als Arbeitgeber in einer Präsentation vorgestellt. Was für die Bewerber interessant ist, ist eine deutlich bessere Bezahlung als in anderen Ländern. Die Pflegefachpersonen werden nach der Einstellung zunächst als pflegerische Hilfskräfte tariflich bezahlt werden. Das ist erforderlich, weil die deutschen Behörden den ausländischen Abschluss (auf den Philippinen ist es ein Studium) auf Gleichwertigkeit mit dem deutschen beruflichen Abschluss prüfen. Nach rund einem Jahr müssen die neuen Mitarbeiter dann eine Sprach- und Kenntnisprüfung ablegen und sind dann in ihrer Ausbildung und Tätigkeit der Pflegefachfrau/mann offiziell gleichgestellt.
Wie wird auf den Philippinen gepflegt?
Die Tätigkeiten der „bed-side-care“ werden oft durch Angehörige übernommen, weil die staatliche Versicherung nur sehr begrenzt Leistungen erstattet. Pflegefachpersonen übernehmen die gleichen „Behandlungs-Maßnahmen“ wie man sie aus Deutschland kennt. Eine geringere Fachlichkeit auf Grund einer anderen Ausbildung ist nicht gegeben.
Was sind die nächsten Aufgaben?
Die erfolgreiche Integration der zukünftigen Mitarbeiter entscheidet darüber, ob die neuen Kolleginnen bleiben oder nach einiger Zeit wieder gehen. Dabei leitend sind die Fragen: Wie würden wir uns fühlen, wenn wir circa 9.000 Kilometer fern unserer Heimat arbeiten? Welche Unterstützung, welche Teilhabe würde uns helfen, anzukommen und sich wohl zu fühlen?
Aktuell durchlaufen die neuen Kollegen einen intensiven Sprachkurs in Manila, der dann aber in Deutschland ergänzt werden muss. Wenn dieser erfolgreich beendet ist, erfolgt die Arbeitsmarktzulassung für Deutschland. Neben selbstverständlichen Vorbereitungen wie der Wohnungssuche, Unterstützung bei Behördengängen usw. wird das Klinikum deshalb spezifische Sprachkurse anbieten. Die 15 neuen Kollegen werden voraussichtlich im 1. Quartal 2021 unsere Teams verstärken.
Fazit
Die Personalakquise in Ausland zur Fachkräftesicherung in der Pflege ist ein Baustein von vielen, den das KBR unternimmt, um ausreichend Personal für die Versorgung von Patienten und Angehörigen sicherzustellen. Durch den Einbezug deutscher und philippinischer Behörden bei der Auswahl ist sichergestellt, dass es keine Schlechterstellung gegenüber dem deutschen Personal gibt. Die neuen Kollegen sind fachlich sehr gut ausgebildet, motiviert und freuen sich – auch wenn es in Bremerhaven deutlich kühler ist als auf den Philippinen – auf den zukünftigen Arbeitgeber. Dass vom KBR vier Mitarbeiter Rede und Antwort standen und die Gespräche führten, wurde von den neuen Kollegen als wertschätzend empfunden. Alle Pflegefachpersonen, für die sich das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide nach den Gesprächen entschied, haben das Angebot angenommen (Stand 13.2.2020). In den kommenden Ausgaben wird über den Fortschritt des Projektes weiter berichtet.