Gewaltschutzambulanz am Klinikum eröffnet
Neues Angebot für Betroffene von Gewalt in Bremerhaven
Bremerhaven hat seit dem 4. September 2025 eine Gewaltschutzambulanz. Eröffnet wurde die Einrichtung am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, der Medizinischen Geschäftsführerin des Klinikums, Dr. Susanne Kleinbrahm, sowie der Stadträtin für Gesundheit, Umwelt und Klima, Andrea Toense. In der Gewaltschutzambulanz Bremerhaven können Betroffene von häuslicher, sexualisierter oder geschlechtsspezifischer Gewalt Verletzungen kostenlos und auf Wunsch vertraulich dokumentieren lassen. Diese Dokumentation ist gerichtsfest, falls sich die Betroffenen später für eine Strafanzeige oder zivilrechtliche Schritte entscheiden.
„Mit der Eröffnung der Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide ist ab heute eine vertrauliche Spurensicherung für gewaltbetroffene Frauen in Bremerhaven möglich. Damit erreichen wir einen weiteren Meilenstein des Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen der Bremer und der Bremerhavener Gewaltschutzambulanz realisieren wir ein umfassendes und für Betroffene kostenfreies Angebot. Es bietet Betroffenen Unterstützung und erleichtert die Strafverfolgung“, so Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz.
Das Projekt ist eine von über 70 Maßnahmen des Bremer Landesaktionsplans „Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen“. Die Istanbul-Konvention ist ein völkerrechtlicher Vertrag des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Deutschland hat diesen Vertrag 2017 ratifiziert. Seitdem entstehen landesweit immer wieder neue oder erweiterte Angebote für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Für den Ausbau und die stetige Erweiterung des Angebotes im Bundesland Bremen stehen in 2025 Fördermittel in Höhe von
1,1 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Dokumentation der Verletzungen kann mit oder ohne polizeiliche Anzeige erfolgen. Alles geschieht in Absprache mit den Betroffenen und nur mit deren ausdrücklichem Einverständnis. Das Team der Gewaltschutzambulanz unterliegt der Schweigepflicht, auch gegenüber der Polizei und den Gerichten. Bei Bedarf arbeitet die Gewaltschutzambulanz Bremerhaven eng mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin sowie der Klinik für Gynäkologie im KBR zusammen.
Die neue Bremerhavener Einrichtung arbeitet außerdem eng mit der bereits im April 2024 eröffneten Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremen-Mitte zusammen. Das Angebotsspektrum der Bremer Gewaltschutzambulanz geht noch über das der Bremerhavener Einrichtung hinaus: Im Klinikum Bremen-Mitte werden von einer Rechtsmedizinerin Verletzungsdokumentationen durchgeführt und Gutachten erstellt. Zudem bietet eine Casemanagerin Betroffenen weiterführende Hilfestellungen zahlreicher Netzwerkpartner an. Diese zusätzlichen Angebote stehen auch Betroffenen aus Bremerhaven offen und können über die Gewaltschutzambulanz am KBR vermittelt werden.
Die Zusammenarbeit bietet somit handfeste Vorteile, wie die Bremerhavener Stadträtin für Gesundheit, Umwelt und Klima Andrea Toense unterstreicht: „Auch in Zeiten herausfordernder Haushaltslagen muss es uns gelingen, neue Angebote für Schutzbedürftige zu etablieren. Die Zusammenarbeit der Gewaltschutzambulanzen in Bremen und Bremerhaven ist ein gutes Beispiel für die effiziente Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen“, sagt die Stadträtin.
Das KBR hat sich seit rund einem Jahr auf die Eröffnung der Gewaltschutzambulanz vorbereitet: Ärztliches Personal wurde geschult, Prozessabläufe wurden definiert, entsprechende Räumlichkeiten bereitgestellt und eingerichtet sowie technische Ausrüstung beschafft. „Termine für eine auf Wunsch vertrauliche und rechtssichere Verletzungsdokumentation können wir jetzt ab sofort vergeben“, so Dr. Susanne Kleinbrahm, Medizinische Geschäftsführerin am KBR. „In Zusammenarbeit mit der Gewaltschutzambulanz Bremen können wir Betroffenen außerdem weitere Angebote unserer Netzwerkpartner vermitteln. Damit schaffen wir Zugang zu einem umfassenden Angebot, das Betroffenen sehr konkret und kostenfrei Hilfe bietet und ihnen damit einen verlässlichen Weg aus einer persönlichen Notsituation ermöglicht“, erläutert Dr. Kleinbrahm weiter.
Untersuchungstermine können von Montag bis Freitag zwischen 09:00 und 14:00 Uhr telefonisch unter der Nummer 0471 299-3309 vereinbart werden. Außerhalb dieser Sprechzeiten steht ein Anrufbeantworter zur Verfügung. Die Gewaltschutzambulanz ist außerdem per E-Mail unter der Adresse gewaltschutzambulanz@klinikum-bremerhaven.de erreichbar. Die Untersuchungen werden am Mittwoch in der Zeit von 09:00–11:00 Uhr oder am Freitag von 14:00–16:00 Uhr durchgeführt.
Nur nach sexualisierter Gewalt können sich Betroffene auch ohne Termin untersuchen lassen. Betroffene Personen sollten sich bitte spätestens 72 Stunden nach dem Ereignis in unserer Zentralen Notaufnahme (ZNA) melden. Wichtig: Bei der Gewaltschutzambulanz geht es um die Dokumentation von Verletzungen in einem geschützten Raum. Für eine zeitnahe medizinische Versorgung der Verletzungen sind nach wie vor die Notaufnahmen bzw. Arztpraxen zuständig.
Weiterführende Informationen zum Angebot der Gewaltschutzambulanz Bremerhaven und Hinweise für Betroffene gibt es auf der Klinik-Homepage unter klinikum-bremerhaven.de/gewaltschutzambulanz. Hier stehen auch Informationsbroschüren in verschiedenen Sprachen zum Download bereit.

Andrea Toense, Stadträtin für Gesundheit, Umwelt und Klima, Dr. med. Susanne Kleinbrahm, Medizinische Geschäftsführerin am KBR, Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, (v.l.n.r.)
Foto: Schimanke