Mehr Sicherheit im Umgang mit dem Frühchen

Spende für die Neonatologie am Klinikum Reinkenheide

Das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) hat für seine Früh- und Neugeborenenintensivstation eine lebensechte Frühchenpuppe vom Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ (BVDfK) erhalten, deren Anschaffungskosten die Dieckell Stiftung mit einer Spende von 500 Euro übernommen hat. Im Namen der Früh- und Neugeborenenintensivstation bedankt sich der Leitende Oberarzt Dr. Holger Baaske für die Spende: „Die Frühchenpuppe wird eine wertvolle Hilfe sein, die Eltern auf den Umgang mit ihrem frühgeborenen Kind vorzubereiten, denn unsere Aufgabe ist mehr als die reine medizinische Versorgung der Kinder, wir beziehen die Eltern immer mit ein.“

Lebensechte Frühchenpuppe zur Vorbereitung von Eltern mit Frühgeborenen

Dies betrifft zum einen Schwangere, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt besteht, zum Beispiel aufgrund von Mehrlingsschwangerschaft, Bluthochdruck, Entwicklungsstörungen oder anderen Ursachen. Dann kann es Inhalt der pränatalen Sprechstunde sein, die Eltern emotional auf eine drohende Frühgeburt vorzubereiten. Die lebensechte Frühchenpuppe soll dazu beitragen, dass die Eltern ihren Winzling von Anfang an liebevoll annehmen können. Denn Schock und Erschrecken einer Frühgeburt können das frühe Bonding beeinträchtigen. „Indem wir den Eltern vorab eine Vorstellung vermitteln, wie klein und zerbrechlich ihr Kind sein könnte, erleichtern wir es ihnen, das Frühgeborene zu akzeptieren“, beschreibt Baaske den Nutzen der Puppe.

Nicht nur vor, sondern auch nach einer – erwarteten oder unerwarteten – Frühgeburt wird die Frühchenpuppe nützlich sein. Megan Niemeyer, Kinderkrankenschwester auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation, beschreibt diese Einsatzmöglichkeit: „Wir wollen mit den Eltern an der Frühchenpuppe verschiedene Handlungen und Tätigkeiten üben, denn der praktische Umgang mit einem frühgeborenen Kind ist viel schwieriger.“ Das ist einleuchtend, denn zum einen ist das Kind viel kleiner und zarter; und zum zweiten ist die Bewegungsfreiheit der Betreuungsperson durch den Inkubator bzw. das Wärmebett und gegebenenfalls durch Schläuche und Kabel eingeschränkt.

Frühchenpuppe „Fredi“

Frühchenpuppe „Fredi“ ist dem Stadium eines frühgeborenen Kindes aus der 28. Schwanger­schafts­woche nachempfunden und ein handgefertigtes Unikat.

 

Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. fördert Versorgung von Frühgeborenen

„Die Puppe ist ein wertvolles Hilfsmittel, damit Eltern erste Berührungen und Pflegehandlungen ganz in Ruhe ausprobieren können. Sie gewinnen dadurch Sicherheit – und genau diese Sicherheit hilft ihnen, ihrem Kind Geborgenheit zu schenken“, bestätigt Dr. Maria Hitzschke vom BVDfK, der diese Puppen herstellen lässt und an Kliniken und Pflegeschulen vergibt. Diese neu gewonnene Sicherheit hilft auch den Eltern: Sie erleben sich als kompetent und entwickeln Vertrauen in ihre eigene Rolle. So entsteht das Gefühl, aktiv etwas beitragen zu können – ein wichtiges Gegengewicht zu der anfänglichen Hilflosigkeit, die viele Eltern nach der Geburt ihres frühgeborenen Kindes empfinden.

Dieckell Stiftung unterstützt die Elternschulung am Klinikum Reinkenheide

Die Frühchenpuppen sind mit viel Detailliebe und Erfahrung hergestellt und dem Stadium eines frühgeborenen Kindes aus der 28. Schwangerschaftswoche nachempfunden, wobei jede Puppe ein handgefertigtes Unikat ist. Angefertigt werden sie durch die Reborn-Künstlerin Ursula Konhäuser aus Rendsburg in bis zu 120 Arbeitsstunden, was die hohen Anschaffungskosten für ein solches Puppenbaby erklärt. Daher wandte sich das KBR zur Unterstützung an die Dieckell Stiftung, die bereitwillig zusagte. „Eines unserer Stiftungsziele ist die Bildung, und diesen Begriff fassen wir ganzheitlich auf“, erklärt Marc Dieckell aus dem Vorstand der Stiftung. Bildung sei nicht allein schulische oder berufliche Bildung, sondern umfasse alle Bereiche, so auch soziale und emotionale Bildung. „Mit dieser Puppe können Eltern von frühgeborenen Kindern eine wichtige Art von Bildung erhalten, die es sonst nirgendwo gibt: wie sie in dieser herausfordernden Situation kompetent und liebevoll mit ihrem Kind umgehen können.“ Die Verbindung der Puppe zur Dieckell-Stiftung wird vom Klinikum weiter festgeschrieben. Denn die Puppe soll den Namen „Fredi“ erhalten, nach dem Stiftungsgründer Friedrich Dieckell, der zeitlebens so genannt wurde.

„Wir bedanken uns bei der Dieckell-Stiftung für diese Unterstützung, die so klein aussieht und einen so großen Unterschied machen wird“, betont Dr. Witiko Nickel, Pflegerischer Geschäftsführer des KBR. „Denn aufgrund unserer Level-2-Einstufung sind wir ein beliebtes Geburtshaus für Schwangere mit erhöhtem Risiko, die im ländlichen Umkreis wohnen und möglichst wohnortnah entbinden wollen, und stehen in besonderer Verantwortung, werdende Eltern bestmöglich zu unterstützen“, erläutert Nickel weiter. Der Nutzen für die Eltern werde ergänzt durch den Nutzen für das pflegerische Team, die Frühchen besser versorgt zu sehen und die Eltern gelassener und sicherer zu erleben.

Das sind große Aufgaben für so eine kleine Puppe – aber Fredi wird das schon schaffen!

Übergabe der Frühchenpuppe „Fredi“ an die Früh- und Neugeborenen-Intensivstation des Klinikums Bremerhaven-Reinkenheide

v.l.n.r.: Dr. Witiko Nickel (Pflegerischer Geschäftsführer des KBR), Bärbel Carstensen (Pflegerische Departmentleitung am KBR), Dr. Holger Baaske (Leitender Oberarzt der Neonatologie am KBR), Marc Dieckell (Vorstand der Dieckell Stiftung), Dr. Maria Hitzschke (Vorstandsvorsitzende des BVDfK), Megan Niemeyer (Pflegefachfrau der Neonatologie am KBR)

 

Über den Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ (BVDfK)

Die Mission des BVDfK ist es, den viel zu früh geborenen Kindern und ihren Eltern verlässliche Aufklärung, Informationen und Hilfsangebote dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Durch Kampagnen und Aktionen sensibilisiert der BVDfK die Öffentlichkeit für die größte Kinderpatientengruppe „Frühgeborene“. Er agiert ebenfalls auf politischer Ebene, um den Frühchen-Familien und ihren Kindern die bestmögliche Teilhabe zu ermöglichen; unterstützt die medizinische, soziale und psychosoziale Forschung durch Umfragen, Wissenstransfer und Austausch; und bietet Hilfsangebote für Familien und knapp 80 regionale Selbsthilfegruppen.

Über die Dieckell Stiftung

Die Dieckell Stiftung unterstützt soziale Projekte mit den Schwerpunkten Bildung, Erziehung, Kultur, Völkerverständigung und Wissenschaft in Bremerhaven. Der Stifter Friedrich Dieckell hat die Stiftung 1998 gegründet. Seit seinem Ableben im Jahre 2013 wird die Stiftung von einem Vorstand und einem Stiftungsrat in seinem Sinne weitergeführt.

Zurück