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Wenn der Herzschlag aus dem Takt gerät
Ein normales Herz schlägt in der Regel regelmäßig, etwa 60- bis 100-mal pro Minute. Wenn das Herz aus dem Takt gerät, ist häufig Vorhofflimmern die Ursache. Etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen.
Das Vorhofflimmern gehört zu den Rhythmusstörungen, die in den Vorkammern entstehen (atriale Rhythmusstörungen). Dabei werden die regelmäßigen Impulse des Sinusknotens durch arrhythmische, chaotisch kreisende Erregungen gestört. Die Vorhöfe schlagen (kontrahieren) dadurch nicht mehr rhythmisch, sondern „flimmern“. Da nicht jede Flimmerwelle auf die Hauptkammer übergeleitet wird, entsteht ein unregelmäßiger Rhythmus, den die meisten Patientinnen und Patienten als Herzstolpern wahrnehmen.
Chefarzt Dr. med. Dirk Müller ist Spezialist für Elektrophysiologie. Unter seiner Leitung wurde das Team der Elektrophysiologie ebenfalls speziell geschult und assistiert bei diesen Eingriffen.
Symptome
Als Symptome bemerken viele Patientinnen und Patienten einen plötzlichen Leistungsknick mit Müdigkeit, unregelmäßigem Herzschlag und Luftnot. Das meist begleitende Herzrasen bemerkt etwa ein Drittel der Betroffenen nicht.
Risikofaktoren und Folgen
Die Häufigkeit nimmt mit zunehmendem Alter immer weiter zu. In der Gruppe der 60-Jährigen leiden etwa 1,5% an Vorhofflimmern, in der Gruppe der 80-Jährigen sind es bereits 4,5%.
Der Zustand selbst ist nicht lebensbedrohlich. Vorhofflimmern belastet jedoch auf Dauer den Herzmuskel stark und kann zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen. Zudem ist das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöht.
Diagnose
Zum Einsatz kommen Standard-EKG-Untersuchungen, 24h-/Holter-EKG, transthorakale Echokardiographie (ECHO). Zu den weiterführenden Untersuchungen zählen u.a. labordiagnostische Blutuntersuchungen, Abklärung sonstiger kardiologischer Erkrankungen (Belastungs-EKG, 6-Minuten-Gehtest (6MGT)), Röntgen-Untersuchung der Lunge und der Lungengefäße, Einsatz von Event-Rekordern, transösophageale Echokardiographie (Suche nach mögl. Blutgerinnseln). In manchen Fällen ist auch eine Herzkatheter- oder elektrophysiologische Untersuchung erforderlich.
Therapien/Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von Vorhofflimmern erfolgt zunächst durch antiarrhythmisch wirksame Medikamente. Wenn diese Medikamente nicht ausreichend den Herzrhythmus stabilisieren können oder sich nicht tolerierbare Nebenwirkungen zeigen, sollten andere Behandlungsstrategien erwogen werden. In diesem Fall stellt die Katheterverödung/Katheterablation eine gut wirksame Alternative dar.
Dabei werden gezielt die Leitungspfade im Herzen unterbrochen, die die Störung der elektrischen Signale verursachen. Dazu wird das für die Herzrhythmusstörung verantwortliche Gewebe verödet. Ort der Ablation sind die Lungenvenen (Pulmonalvenen). Daher spricht man auch von einer Pulmonalvenenisolation (PVI). Eine Vollnarkose ist für eine Ablation in der Regel nicht nötig – die Patientinnen und Patienten befinden sich lediglich in einem Dämmerschlaf und erhalten Schmerzmittel.
Nähere Informationen zum Ablauf einer Katheterablation entnehmen Sie bitte unserem
Merkblatt Ablauf einer Katheterablation (PDF)
Nach dem Eingriff
Am Ende der Untersuchung werden die Katheter sowie die Schleusen entfernt und mit einem Druckverband versorgt. In der Folge soll dann für acht Stunden strikte Bettruhe eingehalten werden. Im Anschluss wird durch den behandelnden Arzt die Punktionsstelle inspiziert und Sie dürfen wieder aufstehen.
Nach dem Klinikaufenthalt
Für den weiteren Verlauf bestehen keine Einschränkungen. Sie sollten aber zur Vermeidung von später auftretenden Einblutungen das Heben schwerer Lasten, sportliche Aktivitäten, wie z.B. Radfahren oder auch Schwimmen für etwa zwei Wochen unterlassen. Die vor der Behandlung eingenommenen Rhythmusmedikamente sollten für die folgenden Wochen oder Monate nach Maßgabe des behandelnden Arztes fortgeführt werden. Zusätzlich ist aufgrund der Narben im linken Vorhof eine ausreichende Gerinnungshemmung mit z.B. Marcumar oder Falithrom notwendig (INR 2,0 – 3,0). Auch moderne orale Antikoagulationsmittel (so genannnte NOAKs) können zu diesem Zweck eingenommen werden.
Infomaterial
Weiterführende Informationen zum Thema Herzrhythmus
Das Herz ist der Motor des Blutkreislaufs. Es handelt sich um einen Hohlmuskel, der vier Kammern enthält, zwei Vorhöfe (rechts und links) und zwei Kammern (rechts und links).
Im normalen Zustand beträgt die Herzschlagfolge etwa 60 bis 100 Schläge in der Minute. Der Herzrhythmus wird durch den Sinusknoten erzeugt. Jeweils ein Impuls des Sinusknotens führt zu einem Schlag der Vorhöfe. Die normale und einzige elektrische Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammer wird durch den AV-Knoten gebildet. Jeweils eine Aktion der Vorhöfe führt zu einer darauf folgenden Kontraktion der Kammern. Die Kammerkontraktion wird als Pulswelle wahrgenommen.
Das Absinken der Herzfrequenz unter 60 Schläge in der Minute bezeichnet man als Bradykardie. Ursachen dafür können harmlos sein. Sportlerinnen und Sportler beispielsweise haben häufig eine Bradykardie, die an sich harmlos ist.
Symptome einer ungesunden Bradykardie können Müdigkeit, Schwindel, Luftnot oder Schwäche sein. In extremen Fällen kann es sogar zu einer Bewusstlosigkeit kommen.
Ursachen einer symptomatischen Bradykardie kann einerseits darin liegen, dass der Sinusknoten verlangsamt Impulse bildet und/oder fehlende Reaktion auf körperliche Anstrengung zeigt. Andererseits kann auch die Überleitung auf die Herzkammern gestört sein, so dass nur jede zweite, dritte oder sogar gar keine Vorhofimpulse auf die Kammer übergeleitet werden.
Symptomatische Bradykardien können durch die Implantation eines Herzschrittmachers behandelt werden.
Herzfrequenzen über 100 Schläge pro Minute werden als Tachykardie bezeichnet. Normale und harmlose Ursache kann körperliche Anstrengung oder psychische Anspannung sein.
Aus heiterem Himmel und anfallsweise auftretende Tachykardien können unterschiedliche Ursachen haben. Die genaue Ursache sollte mittels EKG, Langzeit-EKG oder Ereignisrekorder ermittelt werden. In Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Mechanismus der Tachykardie bestehen spezifische Optionen einer Behandlung.
Bei Vorhofflattern kommt es zu einer kreisenden Erregung im rechten Vorhof. Der Weg der Erregung „kreist“ gegen den Uhrzeigersinn. Diese automatische Erregung hat eine Vorhoffrequenz von etwa 250 Schlägen pro Minute zur Folge. Die Herzkammern werden in der Regel bei jeder zweiten oder dritten Flatterwelle erregt. Die resultierende Kammerfrequenz liegt somit bei etwa 125 (bei 2:1) oder bei etwa 80 (bei 3:1) Schlägen pro Minute.
Der Weg des Vorhofflatterns ist immer gleich. Eine kritische Stelle ist der Weg zwischen unterer Hohlvene und Trikuspidalklappe. Die definitive Behandlung des Vorhofflatterns besteht darin, dass an diesem Bereich, dem sogenannten cavotricuspidalen Isthmus, eine Verödung erfolgt. Dadurch ist der Weg versperrt und die Arrhythmie stoppt spontan.
Die Erfolgsaussichten einer solchen Behandlung sind sehr gut, größer als 95%, das Risiko eines erneuten Auftretens legt bei unter 10%.
Bei den meisten Menschen besteht die Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammern aus einer einzigen Struktur, dem sogenannten AV-Knoten. Bei einigen Menschen, häufiger bei Frauen als Männern, ist diese Struktur doppelt angelegt. Diese Eigenschaft ist angeboren. Gleichzeitig stellt diese Form die häufigste angeborene Arrhythmie dar.
Unter bestimmten Bedingungen kommt es zu kreisender Erregung in diesen doppelten Leitungsbahnen. Bei jeder Runde dieser kreisenden Erregung werden annähernd gleichzeitig die Vorhöfe und Kammern erregt. Das Herz schlägt plötzlich mit einer Frequenz zwischen 160 und 200 Schlägen pro Minute. Es wird ein unangenehmes Pochen im Hals wahrgenommen.
Die Arrhythmie kann in einigen Fällen durch Trinken kalten Wassers oder durch Bauchpresse beendet werden. Nicht selten besteht im Anschluss Harndrang.
Die Behandlung der AV-Knoten-Reentrytachykardie besteht im Aufsuchen und Veröden der zusätzlich angelegten Leitungsbahn. Die Erfolgsaussichten einer solchen Prozedur liegen bei über 95%. Das Risiko, dass auch die notwendige Leitungsbahn beschädigt wird, liegt bei unter 1%
Unter normalen Umständen ist der AV-Knoten die einzige Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammern. Bei einigen Menschen besteht von Geburt an eine weitere Faser, die ebenfalls eine elektrische Leitung bildet. Je nach Eigenschaften dieser Bahn kann ausschließlich vorwärts, rückwärts oder in beide Richtungen geleitet werden. Die Lokalisation einer solchen Bahn kann überall im Bereich der Herzklappen liegen.
Durch das Vorliegen zweier Leitungsbahnen kann es zu einer kreisenden Erregung über diese beiden Bahnen kommen. Die Kammern werden in diesem Fall vorwärts und die Vorhöfe, zeitlich abgesetzt, rückwärts aktiviert.
Die Behandlung der AV-Tachykardie und des WPW-Syndroms besteht in einer Katheteruntersuchung, bei der die zusätzliche Leitungsfaser aufgesucht und verödet wird. Je nach Lokalisation bestehen Erfolgsaussichten von über 95%. Nach einer erfolgreichen Verödung besteht ein Risiko von unter 5% für ein erneutes Auftreten.
Die häufigste Arrhythmie in der Bevölkerung ist Vorhofflimmern. Man schätzt, dass etwa 6,5 Millionen Menschen in der EU unter dieser Herzrhythmusstörung leiden. Vorhofflimmern ist keine lebensbedrohende Arrhythmie. Allerdings ist die Erkrankung mit einigen Risiken verbunden.
Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, kann, abhängig von Risikofaktoren, bis zu 7-fach erhöht sein. Es besteht ein 2 bis 3-fach erhöhtes Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln. Vorhofflimmern neigt dazu, chronisch zu werden.
Bei Vorhofflimmern fibrillieren die Vorhöfe mit einer Frequenz von über 400 Schlägen pro Minute. Eine solche Frequenz der Herzkammern könnte nicht überlebt werden. Das Herz hat allerdings einen „Schutzfilter“. Der AV-Knoten lässt nicht jede Flimmerwelle der Vorhöfe auf die Kammern durch, sondern nur jede 5. oder 6. Der resultierende Pulsschlag ist in der Folge unregelmäßig und häufig schneller als das bei Sinusrhythmus der Fall wäre. Die hohe Frequenz der Vorhöfe kann man nicht spüren. Die unregelmäßige Herzschlagfolge allerdings schon, und gerade dies wird als besonders unangenehm empfunden.
Je nach Art des Vorhofflimmerns werden diese unterschiedlich bezeichnet:
- Paroxysmales Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern tritt spontan auf und endet in den meisten Fällen von alleine oder nach Gabe spezifischer Medikamente.
- Persistierendes Vorhofflimmern: Einmal aufgetreten, endet das Vorhofflimmern nicht von alleine. Es muss ein Übergang in den Sinusrhythmus künstlich, durch eine sogenannte Kardioversion, erzeugt werden.
- Chronisches Vorhofflimmern: Die Symptome und das Bild im EKG entsprechen dem persistierenden Vorhofflimmern. Allerdings hat der oder die betreuende Arzt oder Ärztin in Abstimmung mit dem Patienten bzw. der Patientin entschieden, dass keine Versuche einer Rhythmisierung unternommen werden.


